28.05.2011

Wanderbericht North-Savo

Die im letzten Post als "Ziel" erwähnte Lang-Wanderung wurde bereits Wirklichkeit! Kurz vor dem Hochsaison-Re-Start nahm ich mir eine Woche Ferien und war die meiste Zeit davon unterwegs.

22.5.11 Nachdem ich es endlich schaffte, meine Zugleinen,Pulka, Skier, Schneeschuhe etc. von der Veranda zu verräumen und gleichzeitig wieder mal Ordnung in meinem "Estrich" zu schaffen, packte ich meinen Rucksack und fuhr mit Osmo, T-Pow und Vanessa gegen Abend los. Zuerst wollte ich mir den Startplatz der Wanderung ansehen, da dort beim letzten Mal Vorbeifahren enorm abgeholzt wurde und ich nicht sicher war, ob der Wanderweg überhaupt noch existierte. Aber es gab ihn noch, die roten Marker waren klar sichtbar. Also suchte ich mir einen Uebernachtungsplatz, um ein letztes Mal auf einer Matratze im Camper-BIF zu schlafen.

23.5.11 Besuch in der Townhall Rautavaara, um meine Taxi-Chauffeuse von der Arbeit abzuhalten. Sie fährt uns zum Startplatz und bringt das Auto dan zurück, um es auf dem sicheren Parkplatz abzustellen. Der Rucksack ist schwer, rund 40 % wahrscheinlich durch Hundefutter. Dazu Zelt, Liegematte, Schlafsack, Food, Kocher, etc. Die ersten 2 km führen entlang dem Fluss auf einem sandigen Waldweg, dann endet dieser auf einem grossen Kahlschlag, wo ich den Trail das erste Mal verliere. Also zurück zum letzten sichtbaren Marker und erneuter Versuch. Diesmal klappt es, aber einfach ist es nicht. Die Waldpartie ist wohl seit Jahren nicht mehr neu markiert worden, einige rote Streifen sind nur noch erahnbar, Wegweiser - sofern überhaupt existent - liegen meist flach am Boden, ebenso die gesetzten 4-Kant-Marker. Aber ich finde den Weg immer wieder. Nach ein paar weiteren km kommt leider eine Schotter-Strasse, kilometerweise nur geradeaus, langweilig. Dann wieder etwas Irrgarten mit hüfthohen Büschen und verwachsenen, kaum erkennbaren Wanderwegen entlang dem Lapinjärvi, dann wieder kilometerlange Schotterwege. Das hätte ich nicht erwartet... von einer Gemeinde, die sich selber als "die letzte Wildnis" vermarktet, hätte ich Wanderwege und nicht Wanderstrassen erwartet. Aber irgendwann erreichen wir (etwas demotiviert) das Laavu am Saarinen. Leider liegt auch dieses direkt an der Forststrasse und hat nicht mal einen Holzboden, geschweige denn ein Holzlager oder sonstige Laavu-Einrichtungen, die wir uns hier gewöhnt sind. Zum Glück hab ich das Zelt dabei... Abends IQ-Puzzlen, essen, dösen. Die Hunde sind müde und legen sich später gerne und absolut ruhig ins Zelt.



 

24.5.11 Es hat geregnet in der Nacht. Die Hunde verstehen nicht, dass es auch im Zelt feucht wird, wenn sie ständig gegen die Wände stossen :-) Aber beim Aufstehen ist es sonnig, ich brauche den Schlafsack nur kurz auszutrocknen und das Zelt ist durch den leichten Wind im Nu ebenfalls trocken und wieder verpackbereit. Weiter gehts! Leider ist auch die heutige Etappe oft kilomterweise auf Schotterstrassen oder dann wieder schlecht markiert und kaum erkennbar. Zum Glück werden die eintönigen Passagen auch unterbrochen durch einen schönen Sumpf mit Plankenstegen und einem fjellähnlichen Hügelzug mit genialer Fernsicht. Auch heute verliere ich den Trail mehrmals und mache so unnötige Zusatzkilometer. Aber am Ende erreiche ich den Ylä-Keyritty-See und beziehe das hübsche Laavu am Keyrittynjoki. Durch die vielen Schotterwege sind die ersten 2 Blasen entstanden... shit happens... Aber das Laavu ist so, wie man es erwartet. WC-Häuschen, Holzlager, direkt am Fluss gelegen, hübsch! Das Zelt stell ich trotzdem auf, denn so kann ich ruhiger schlafen. Wären die Hunde frei, würde ich wohl kaum schlafen, sondern immer wieder kontrollieren, ob alle 3 noch hier sind. Ausserdem sind 3 Heizkissen nachts gar nicht unangenehm. Abends wieder am Feuer sitzen, IQ-Puzzlen (man kann davon süchtig werden) und einfach nichts tun.




25.5.11  Das Barometer hat Regen angesagt, der kam aber wieder nur in der Nacht. Morgens ist es zwar windig und frisch, aber zumindest trocken. Heute wäre der Plan gewesen, ins 5 km entfernte Metsäkartano so wandern, dort ein Zimmer zu nehmen und dann mit nur leichtem Gepäck um den ganzen See herum zu wandern. Ich stehe voll Vorfreude auf eine heisse Dusche auf, geniesse den halben Vormittag noch beim Laavu und ziehe dann los in Richtung Metsäkartano. Gross die Ernüchterung als mir die Dame an der Rezeption - nach einem prüfenden Blick auf mich und die Hunde - lächelnd sagt, es seien alle Zimmer und Appartments besetzt. Ich bin mir dessen nicht so sicher... vielleicht hat sie auch einfach keine Lust auf 3 Hunde in einem Zimmer und eine verschwitzte Wandererin. Aber ändern kann ich es nicht. Etwas frustriert ziehe ich wieder los, ich hatte mich wirklich gefreut auf ein warmes Zimmer, Dusche und Bett. Nun geht's halt weiter, immer noch schwer beladen. Die 2 Tage Food- und Futter-Verbrauch machten den Rucksack bisher nur unmerklich leichter. Als neues Tagesziel definiere ich also für heute das Laavu Yrttisuo. Endlich dort angekommen - die Füsse schmerzen - sehe ich aber, dass dort weit und breit kein brauchbares Wasser vorhanden ist. Nur ein Sumpfloch mit stehendem Wasser und Froschlaich drin... nicht so mein bevorzugtes Wasser zum Kochen... Also mach ich halt dort nur Pause, wärme und trockne mich am Feuer und ziehe dann weiter. Durch die Umstellung bin ich nun bereits auf dem Virvastulten-Polku, der eigentlich für Tag 4 und 5 geplant gewesen wäre, also in der Planung voraus. Bei der Feuerstelle Yrttilampi gefällt es mir dann gut: Grosse Feuerstelle, Holzlager, WC, kleiner See (wenn auch nur mit nassen Füssen erreichbar, da rundherum ca. 10 m breiter Sumpfgürtel). Also schlage ich hier mein Zelt auf. Statt einem lazy-day wurde der Tag nun trotzdem gleich anstrengend wie die ersten. Aber die Wege sind hier wirkliche Wanderwege, so wie ich sie mag, das Gebiet um den Ylä-Keyritty wunderschön und die Lage des Nachtlagers entschädigt für die Frust-Momente des Tages. Es ist zwar frisch und windig, ich muss mich alle 5 Minuten am Feuer drehen, um rundherum warm zu bleiben, aber wenigstens ist es trocken. Ausser einem kurzen Nieselregen kurz vor dem Ins-Zelt-Kriechen kommt kein Regen. 

   

26.5.11  Nachts hab ich mir überlegt, wie ich nun den Rest der Wanderung gestalte. Da ich nur noch 16 km vom Tiilikka Nationalpark entfernt bin, kann ich das theoretisch in einem Tag machen, muss dann aber früh raus, um das Taxi, welches nur um 14h verfügbar ist, zu erreichen. Oder 2 Tage draus machen mit jeweils nur 8 km? Etwas kurz... Beim Aufwachen um 6h30 bin ich ziemlich verfroren, draussen ist es feucht, wie im Herbst, so dass mir die Entscheidung leicht fällt: Aufstehen, aufwärmen, starten und durchziehen! Um 8h30 bin ich startbereit und mach mich auf den Weg. Zelt und Schlafsack hab ich feucht verpackt, ist ja am letzten Tag egal. Die Region kenn ich schon vom Oster-Weekend, vorbei an Osmos Schlangenbiss-Kiesgrube geht's in Richtung Pumpuli-Kirkko. Wie durch den Urwald, dunkler Wald, feucht, immer aufwärts gehts durch den Canyon, zwischendurch regnet es auch, ich bin von innen und aussen nass. Etwas rutschig die Strecke durch den Regen, viel auf Planken und über Felsbrocken, aber interessant. Dann endlich erreiche ich die bisher nie erreichte Pumpuli-Kirkko. Ok... etwas mehr hätte ich erwartet, aber interessant ist der Platz allemal. Meine Schuhe waren von gestern vom Wasser-Holen innen noch feucht, auf der ersten Hälfte der heutigen Strecke werden sie auch nicht trockner. Viele Nass-Passagen, überflutete Wege, meine Blasen machen sich bemerkbar....  Nach Pumpuli-Kirkko wird es besser. Die Wege gut passierbar, wieder heller Wald, die Sonnen kommt kurz zurück, im Nu erreiche ich das Laavu Pankalampi. Wunderschöner Platz, wäre zum Übernachten auch genial. Aber ich hab mich schon entschieden, dass ich HEUTE eine Dusche will, nicht erst morgen. Einen Brunch-Stop gönne ich mir beim Pankalampi, heisser Porridge und Orangen-Punsch zum Wärmen und natürlich ein Feuer. Die Hunde sind wohl auch langsam müde, denn sie legen sich alle gleich in eine Mulde und schlafen. Dann weiter in den Endspurt. Wenn ich weiter so gut vorwärtskomme, dann erreiche ich das Ziel zu "Taxi-Zeiten". Die letzten 10 km sind traumhaft. Hervorragende, trockene Wanderwege, schöne Hügel, auf und ab, lichte Wälder, weite Sümpfe mit Plankenstegen, zum Teil sandige Waldwege. Ich geniesse die letzte Strecke richtig und auch ein kurzer Hagel-Schauer und heftiger Platzregen, der mich wieder komplett nass macht, kann daran nichts ändern. Die letzten 1.5 km durch den Tiilikka Nationapark und schon bin ich beim Parkplatz. 1 Stunde vor Deadline :-) Also reicht es noch für ein letztes Pack Asian Instant Noodels (davon werd ich die nächsten Wochen bestimmt keine mehr essen...) und schon sehe ich den BIF anfahren kommen und werde abgeholt. Schön war's, anstrengend, aber ich bin stolz, hab ich es durchgezogen. In Rautavaara hol ich mir, was ich vermisst hab unterwegs: einen frischen Apfel, ein paar Trauben, eine kleine Selektion vom Candy King, ein Coke und ein Apfel-Cider. Dann geht's ab ins Hotel Hirvivaara, wo die Dusche wartet, ein richtiges Abendessen und ein TV-Abend.









Fazit:
Rautavaara - Metsäkartano: je näher man Metsäkartano kommt, desto besser/schöner sind die Wege. Der grösste Teil der Strecke allerdings etwas enttäuschend, müsste zumindest in Sachen Markierung überarbeitet werden. Streckenführung könnte bestimmt auch besser sein.


Virvastulten-Polku Metsäkartano - Tiilikka: perfekter Wanderweg, abwechslungsreich, typisch Finnisch, absolut empfehlenswert. Sehr gut markiert. Würde ich glatt nochmals abwandern.

 

Alles in Allem: 55 km (ohne Ylä-Keyritty-Umwanderung), 11h23 Moving time, 4.8 km/h Durchschnitt, max-Speed 9 km/h... (frage mich selber, wo das GPS das gemessen hat...)

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